„Die Ergebnisse der BWI 4 bestätigen, dass Hessen weiterhin unter allen Ländern mit 27 Prozent den höchsten Anteil an Wäldern mit einer sehr naturnahen Baumartenzusammensetzung hat. Auch in Hessen sind die Waldschäden durch Stürme, Dürre und Insektenbefall massiv. Doch trotz der vielen Herausforderungen für Waldbesitzer und Forstleute seit dem Dürrejahr 2018 zeigen die Befunde der BWI 4, dass das Konzept der integrativen, nachhaltigen, multifunktionalen Forstwirtschaft in Hessen gelebt wird. Ein solches Ergebnis ist ein Beleg dafür, dass der Wald in Hessen verantwortungsbewusst bewirtschaftet wird“, fasst Forstminister Ingmar Jung die Ergebnisse zusammen. In Hessen hat der Anteil älterer und ökologisch höher bewerteter Wälder, insbesondere bei den Baumarten Eiche und Buche, weiter zugenommen.
Hessen weiterhin eines der waldreichsten Bundesländer
Die Waldfläche in Hessen hat mit 898.000 Hektar geringfügig zugenommen. Mit einem Waldflächenanteil von 42,5 Prozent ist Hessen hinter Rheinland-Pfalz auf Platz 2 der waldreichsten Länder. Der durchschnittliche Waldanteil in Deutschland liegt bei 32 Prozent.
63 Prozent der Waldfläche in Hessen ist mit Laubbäumen bestockt – ein Plus von vier Prozentpunkten gegenüber der letzten Waldinventur vor zehn Jahren und damit der höchste Wert, der je in Hessen ermittelt wurde. Die Buche ist mit 33 Prozent die häufigste Baumart, gefolgt von Eiche (14 Prozent), Fichte (13 Prozent), und Kiefer (neun Prozent). Knapp ein Viertel der Buchenwälder ist über 140 Jahre alt. „Mit dem hohen Anteil an Buchen leistet Hessen einen großen Beitrag zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000“, betont Forstminister Jung.
Klimawandel stellt Ökosystem Wald vor Herausforderungen
Abgestorbene Bäume und Baumteile, sogenanntes Totholz, sind ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen, wie Pilze, Pflanzen und Insekten. Der Totholzanteil in den hessischen Wäldern hat sich in den vergangenen zehn Jahren weiter stark erhöht. Mit knapp 40 Kubikmetern Totholz je Hektar liegt Hessen bundesweit an der Spitze. Insgesamt betrachtet hat die Baumartenvielfalt im hessischen Wald weiter zugenommen. Das Vorkommen von Birke, Bergahorn, Hainbuche, Vogelbeere und Vogelkirsche ist gestiegen. In Anbetracht des Klimawandels ist diese größere Vielfalt im Baumartenspektrum positiv zu bewerten; sie ermöglicht eine höhere Stabilität und Flexibilität des Ökosystems Wald. Hessen besitzt unter allen Ländern den höchsten Anteil an Wäldern mit einer sehr naturnahen Baumartenzusammensetzung. Dieser Anteil konnte wiederum um zwei Prozentpunkte erhöht werden.
Aufgrund der massiven Waldschäden der vergangenen Jahre haben sich die Holzvorräte der hessischen Wälder um rund zehn Prozent vermindert. Der Holzvorrat sank im Zeitraum von 2012 bis 2022 um insgesamt 32,5 Millionen Kubikmeter. „Diese Zahlen machen die immensen Verluste in den Jahren 2018 bis 2022 im hessischen Wald deutlich und welch großen Belastungen Waldbesitzer und Forstleute ausgesetzt waren und sind“, so Forstminister Jung. „Wir werden auch künftig die Waldbesitzer dabei unterstützen, ihre Wälder an den Klimawandel anzupassen“, betont der Forstminister. Dazu dienen die Baumartenempfehlungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt für den Klimawandel.
Der Wald und seine nachhaltige Nutzung ist für den Klimaschutz sehr wichtig. Der Zuwachs der Wälder sank zwar von rund elf auf circa neun Vorratsfestmeter je Jahr und Hektar. Dennoch wächst alle vier Sekunden im hessischen Wald ein Kubikmeter Holz und entzieht der Atmosphäre ca. 1,4 Tonnen CO2. Diese Menge entspricht dem Ausstoß eines Mittelklassewagens auf rund 10.000 Kilometern Fahrt. Insgesamt haben der hessische Wald und seine nachhaltige Nutzung zwischen 2012 und 2022 mehr als 60 Millionen Tonnen CO2 der Atmosphäre entzogen.
Hintergrund
Die Bundeswaldinventur findet aufgrund einer Regelung im Bundeswaldgesetz alle zehn Jahre statt. Die vierte Bundeswaldinventur spiegelt den Zeitraum von 2012 bis 2022 wider. Hauptziel der Waldinventur ist es, aktuelle und statistisch abgesicherte Informationen über die großräumigen Waldverhältnisse und forstlichen Produktionsmöglichkeiten des Waldes in Deutschland zu liefern.