Die Studie, die auf einer hessenweiten repräsentativen telefonischen und online-gestützten Befragung von 1.004 volljährigen Personen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte im Januar und Februar 2022 basiert, ist unter hessenlink.de/HMSI169Öffnet sich in einem neuen Fenster abrufbar. Obwohl sich die Situation im Vergleich zur ersten Befragung im Winter 2020/2021 demnach insgesamt entspannt hat, berichten weiterhin 64 Prozent der Menschen mit Migrationsgeschichte über negative Auswirkungen auf ihr Sozialleben; rund ein Viertel beklagt eine verschlechterte Einkommens- und Arbeitssituation. Bei Menschen ohne Migrationsgeschichte sind es deutlich weniger.
„Der erste Teil der Studie im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass Menschen mit Migrationsgeschichte zu Beginn besonders unter der Pandemie zu leiden hatten. Die Folgebefragung bestätigt nun, dass dieser Teil der hessischen Bevölkerung aufgrund der durchschnittlich schlechteren sozioökonomischen Lage weiter stärker von den negativen Auswirkungen betroffen ist“, sagt Hessens Minister für Soziales und Integration, Kai Klose. Durch die Aktualisierung der Ergebnisse sei nun ein zeitlicher Vergleich möglich. Außerdem werde in einem neu hinzugefügten Kapitel anhand der Inzidenzen, Sterbefälle, Intensivbettenbelegung sowie Impfquoten der Verlauf der Pandemie in Hessen abgebildet, erläutert der Minister.
Die zweite Corona-Studie legt auch die hohe emotionale Belastung offen, der sich die Menschen durch die andauernde Pandemie ausgesetzt sehen: Befragte mit Migrationshintergrund (MH) fühlen sich dabei deutlich häufiger gestresst (54 Prozent vs. 36 Prozent ohne MH), niedergeschlagen (48 Prozent vs. 37 Prozent ohne MH) oder einsam (40 Prozent vs. 36 Prozent ohne MH). Das Stressempfinden hat bei Befragten mit Zuwanderungsgeschichte im Vergleich zu 2021 sogar um neun Prozentpunkte zugenommen.
Weniger Sorgen, weniger Impfskepsis
Positiv ist, dass sich beide Bevölkerungsgruppen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt etwas weniger besorgt zeigen. Auch im zweiten Corona-Winter kreisen die Gedanken der meisten Befragten an erster Stelle um die Situation der eigenen Familie (75 Prozent mit MH, 68 Prozent ohne MH), gefolgt von Bedenken die deutsche Wirtschaft betreffend (72 Prozent mit MH, 64 Prozent ohne MH, siehe folgende Abbildung). Stark ausgeprägt ist in beiden Bevölkerungsgruppen auch die Sorge um die schulische Entwicklung der Kinder (67 Prozent mit MH, 66 Prozent ohne MH); um die psychische Gesundheit der Kinder sorgen sich 61 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund und 51 Prozent der Personen ohne diesen.
Im Zeitverlauf haben jedoch die Sorgen der Bevölkerung ohne Zuwanderungsgeschichte insgesamt stärker abgenommen als bei den Menschen mit Migrationsgeschichte.
„Beim Meinungsbild zum Impfen sind sehr erfreuliche Entwicklungen zu beobachten. Die Impfskepsis hat laut der Befragung im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Demnach möchten sich nur noch neun Prozent der Befragten mit Migrationsgeschichte auf keinen Fall impfen lassen, während es 2021 noch 25 Prozent waren. Nur sechs Prozent sind noch unentschlossen, während es vorher noch 19 Prozent waren“, so Minister Klose. Insgesamt ist die Impfbereitschaft Anfang 2022 in beiden Bevölkerungsgruppen relativ hoch: 84 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund geben an, bereits ein- oder zweimal gegen SARS-CoV-2 geimpft zu sein, 60 Prozent sind geboostert. Bei den Befragten ohne Zuwanderungsgeschichte haben 92 Prozent bereits eine oder zwei Impfungen erhalten, 82 Prozent sind geboostert. Dass die Bereitschaft, sich boostern zu lassen, bei ein- bzw. zweifach Geimpften mit Migrationshintergrund niedriger sei, könne aber auch zum Teil in der jüngeren Altersstruktur dieses Bevölkerungsanteils begründet liegen, so Klose.
Zunehmende Resilienz zu beobachten
Trotz andauernder Pandemie scheinen die Menschen insgesamt resilienter zu werden: Drei Viertel der Bevölkerung geben im zweiten Pandemiewinter an, mit ihrem Leben alles in allem zufrieden zu sein. Gegenüber 2021 hat die Lebenszufriedenheit zugenommen, besonders bei Befragten mit Migrationshintergrund.
„Durch die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie – zum Beispiel Social Distancing und die dadurch bedingte Unterbrechung von Fördermaßnahmen – wurden Integrationsprozesse in einigen Bereichen unterbrochen bzw. erschwert. Wir arbeiten daran, dass die Pandemie erfolgreicher Integration in Hessen nicht im Weg steht. Dafür sind fundierte Daten eine wichtige Grundlage“, so Klose abschließend.