Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat den hessischen Handwerksbetrieben für ihr Engagement im Bereich der Ausbildung gedankt. „Das vergangene Jahr hat die hessischen Unternehmen und Betriebe vor enorme Herausforderungen gestellt. Dass viele Betriebe in dieser wirtschaftlich schwierigen und unsicheren Lage dennoch Verantwortung auf sich nehmen und jungen Menschen eine Zukunft geben, ist vorbildlich und ein wichtiger Beitrag für das Wirtschaftsleben von morgen“, sagte Bouffier bei einem Besuch der „footpower Gießen GmbH“, ein Fachhandelsgeschäft für orthopädische Schuhe, am Donnerstag in Gießen. Zum Start des Ausbildungsjahres und im Rahmen des „Sommers der Berufsausbildung“ der Allianz für Aus- und Weiterbildung auf Bundesebene und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks informierte sich der Hessische Ministerpräsident gemeinsam mit dem Präsidenten des Hessischen Handwerkstages, Stefan Füll, und der Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Hessen, Dr. Bettina Wolf, über die Arbeit des Betriebes und insbesondere über die Aktivitäten im Bereich der Ausbildung.
Die Pandemie habe sich auch auf das Ausbildungsgeschehen ausgewirkt, so Bouffier. Waren es im Ausbildungsjahr 2019/2020 noch knapp 33.300 gemeldete Stellen, wurden im Pandemiezeitraum 2020/2021 nur noch rund 31.350 Ausbildungsstellen gemeldet, also fast 2000 weniger. Darauf kamen 2019/2020 rund 36.100 Bewerberinnen und Bewerber. 2020/2021 waren es ca. 32.500. „Junge Menschen brauchen eine Zukunft. Eine gute Berufsausbildung gehört dazu. Deshalb unterstützt die Hessische Landesregierung die Unternehmen in Hessen darin, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Gleichzeitig werden auch die jungen Hessinnen und Hessen dabei gefördert, eine duale Ausbildung zu beginnen. Für knapp die Hälfte der Bevölkerung stellt eine Ausbildung im dualen System die Basis für ihren beruflichen Werdegang dar“, unterstrich Bouffier. Durch die duale Ausbildung könnten sich die Berufsstarterinnen und -starter in einem Ausbildungsbetrieb praktische Kenntnisse aneignen und das theoretische Fachwissen in der Berufsschule erlernen. „Das ermöglicht eine fundierte und nachhaltige Qualifikation für die angehenden Fachkräfte von morgen.“
Betriebe werden nicht im Regen stehen gelassen
Die Landesregierung hat die Abschluss-Jahrgänge auch während der Corona-Pandemie stets im Blick gehabt. Mit dem Hauptschülerprogramm unterstützt das Land Hessen Betriebe, die jungen Menschen mit maximal Hauptschulabschluss direkt im Anschluss an die Schulentlassung eine Berufsausbildung ermöglichen. Zudem werden Betriebe gefördert, wenn sie Jugendliche übernehmen, die ihre Ausbildung abgebrochen haben, wegen Insolvenz ihren Ausbildungsbetrieb verlassen mussten oder schon länger vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen. „Im vergangenen Jahr konnten wir so mit beiden Programmen insgesamt mehr als 1.200 Ausbildungsverhältnisse möglich machen. Das ist ein wichtiger Schritt“, betonte der Ministerpräsident. In diesem Jahr stellt die Landesregierung für beide Programme sieben Millionen Euro bereit.
„Wir lassen die Betriebe in diesen Zeiten nicht im Regen stehen. Wer trotz pandemiebedingt schwieriger Lage die Verantwortung für die nächste Generation übernimmt, verdient Unterstützung“, machte der Ministerpräsident deutlich und lobte auch das Engagement des Ausbildungsbetriebs footpower. „Junge Menschen auf ihrem beruflichen Weg zu begleiten und ihre Stärken zu fördern, ist eine wichtige Investition für das Handwerk von morgen. Der Betrieb footpower leistet hier wegweisende Arbeit“, sagte Bouffier. Um hessische Ausbildungsbetriebe dabei zu unterstützen, trotz Beeinträchtigungen infolge der Corona-Pandemie neue Ausbildungsverhältnisse einzugehen, hat die Landesregierung im Jahr 2020 das Programm „Verbundausbildung“ aufgelegt. In seinem Fokus stehen Betriebe mit bis zu 500 Beschäftigten, die ausbilden möchten, alleine aber nicht alle erforderlichen Ausbildungsinhalte vermitteln können und sich deswegen mit einem oder mehreren Kooperationspartnern zusammenschließen. Das Land fördert entsprechende Ausbildungsverbünde, indem es im ersten Ausbildungsjahr sowohl die Ausbildungsvergütung als auch die Kosten externer Ausbildungsabschnitte übernimmt. „Die Unternehmen werden dabei durch Bildungsträger als Partner an ihrer Seite im Verbund unterstützt. So können sich junge Menschen ihren Traum von einer Ausbildung verwirklichen und auch der Wirtschaftsstandort Hessen wird gestärkt“, machte Bouffier deutlich.
Das Handwerk ist nach wie vor attraktiv
Der Präsident des Hessischen Handwerkstages, Stefan Füll, ging bei seinem Besuch auf die Leistungsstärke regionaler Betriebe ein und lobte das Modell der dualen Ausbildung: „Der Einblick in den Gießener Orthopädieschuhmacherbetrieb ‚footpower‘ hat die Stärke der regionalen Handwerksbetriebe erneut unter Beweis gestellt und stellvertretend für die über 130 Ausbildungsberufe im Handwerk deren gesellschaftliche Relevanz und Zukunftsfähigkeit verdeutlicht. Geschäftsführer Lothar Jahrling übernimmt mit seinem Betrieb erfolgreich unternehmerische Verantwortung und zeigt großes Engagement bei der Ausbildung junger Menschen. Auch wenn es aufgrund der aktuellen Situation nicht gerade leicht ist, Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammenzubringen, ist die duale Ausbildung nach wie vor ein attraktives Erfolgsmodell mit Perspektive, indem die Lehrlinge von heute zu Fachkräften von morgen werden und ihre berufliche Verwirklichung im Handwerk finden können.“
Die Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Hessen, Dr. Bettina Wolf, stellte die Attraktivität des Handwerks heraus und wies auf die Vielfalt der Möglichkeiten in der Berufsausbildung hin. „Die Ausbildungsbetriebe im Handwerk bieten gerade jetzt für junge Frauen und Männer immense Chancen. Wir beobachten schon seit 2009 große Verschiebungen im Hinblick auf die Wunschberufe der jungen Menschen. Um die vielen Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk transparent zu machen, sind unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater mit den Jugendlichen an den Schulen auch während des Pandemiegeschehens in engem Kontakt. Diejenigen, die Zukunft aktiv gestalten wollen, sind im Handwerk genau richtig. Ob Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende oder E-Health: Das setzen qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker um. Die meisten Ausbildungsberufe wurden in den letzten Jahren zukunftsorientiert reformiert und bieten hervorragende Perspektiven“, so Dr. Wolf.