Schon seit September 2021 liefern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität Darmstadt regelmäßig aktuelle Zahlen zum Auftreten besorgniserregender Varianten (sogenannter variants of concern, VOC). So konnte bereits im November ein erster Nachweis der Omikron-Variante (BA.1) erbracht und deren Ausbreitung in Hessen dokumentiert werden. In der derzeitigen Phase der Pandemie mit hohen Infektionszahlen und einer Anpassung der nationalen Teststrategie gewinnt die Beprobung und Analyse von Abwasser weiter an Bedeutung. So geht Sozial- und Integrationsminister Kai Klose von wichtigen zusätzlichen Erkenntnissen insbesondere mit Blick auf den Herbst aus, für den wieder deutlich ansteigende Infektionszahlen erwartet werden: „Mit der Untersuchung des Abwassers können wir die Virusvariantenentwicklung für große Teile Hessens sehr gut beobachten – auch in Situationen wie der aktuellen, in der nur relativ wenige positive PCR-Tests im Labor sequenziert werden“, so der Minister. „Die Genomanalyse von Abwasserproben kann hier wichtige zusätzliche Informationen über die Ausbreitung von Mutationen und Varianten liefern“, sagt auch Prof. Susanne Lackner, die Projektverantwortliche des Fachgebiets Wasser- und Umweltbiotechnologie an der TU Darmstadt.
Zunehmende Ausbreitung in Hessen
Aufgrund der Vielzahl an Mutationen, die mittlerweile vor allem in den neuen Varianten auftauchen, muss die Auswertung der Daten stetig angepasst und optimiert werden. Dadurch war es beispielsweise möglich, bereits im Mai erste Hinweis auf die neuen Varianten BA.4 und BA.5 zu erfassen. „Wir sehen eine zunehmende Ausbreitung vor allem von BA.5 in Hessen und konnten schon im Juni in allen Kläranlagen bis zu 50 Prozent BA.4 und BA.5 nachweisen“, sagt Prof. Lackner.
In den nächsten Wochen und Monaten soll der Fokus weiter auf der Beobachtung der Ausbreitungsdynamik bekannter oder neuer Varianten liegen, um Gesundheitswesen und Bevölkerung zeitnah über Veränderungen im Infektionsgeschehen informieren zu können.
Hintergrund
Begleitet wird das Projekt weiterhin von einer ressortübergreifenden Projektgruppe der Hessischen Ministerien für Soziales und Integration, für Wissenschaft und Kunst sowie für Wirtschaft, Verkehr, Energie und Wohnen. Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) ist weiter als Partner im Projekt engagiert. So werden die Ergebnisse der Beprobung durch das HLPUG epidemiologisch bewertet und an die hessischen Gesundheitsämter weitergegeben.