Zum Gedenken an die Opfer des Novemberpogroms hat Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz während einer Veranstaltung am Freitag im Museum der hessischen Landeshauptstadt die historische Verantwortung angemahnt, sich Jahr für Jahr der Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse, die sich vor 85 Jahren in Wiesbaden und an vielen anderen Orten in Deutschland zugetragen haben, zu stellen. „Dass der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland und der Welt im Jahr 2023 infrage steht, macht mich umso trauriger“, sagte Lorz und fügte an: „Antisemitismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Und es liegt an uns allen, dafür Sorge zu tragen, dass hierfür auch tatsächlich kein Raum mehr ist. Tag für Tag, nicht nur heute, nicht nur im November.“
Unter den Gästen waren neben zahlreichen Wiesbadener Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschülern unter anderem auch Vertreterinnen und Vertreter des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden in Hessen und der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden sowie Mitglieder der hessischen Landesregierung und des Landtags. Eingebettet wurde das Programm in eine literarisch-musikalische Matinee.
„Wir müssen unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern beistehen“
„Das bedauerlicherweise immer wieder auftretende Herabsetzen von Andersdenkenden und die Aufforderung zu Hetzjagden versetzen uns geistig in eine Ära zurück, deren grausame Ausprägungen wir zu überwinden geglaubt hatten. In einer Zeit, in der sich der Antisemitismus tragischerweise erneut ausbreitet, liegt es in der Verantwortung der Zivilgesellschaft und staatlicher Institutionen wie Schulen, unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern beizustehen. Das bedeutet, religiös motivierter Hetze, populistischen Vereinfachungen und antisemitischen Parolen entschieden entgegenzutreten, wann immer sie uns begegnen“, führte der Kultusminister weiter aus.
An Hessens Schulen werden Schülerinnen und Schüler aus einer Vielzahl von Nationen, Kulturen und Religionen unterrichtet. So haben derzeit im hessenweiten Durchschnitt 43 Prozent der Grundschulkinder – einer der höchsten Werte in Deutschland – einen Migrationshintergrund. Respekt und Achtung vor der jeweils anderen Überzeugung und Lebensweise anderer Völker und Nationen müssen den Umgang bestimmen und sind die Grundlage für ein friedliches Miteinander. Antisemitismus und Aggressionen gegenüber Israel seien mit den Werten in Deutschland unvereinbar und dürften an den Schulen keinen Platz haben. Es sei daher wichtig, die Situation im Nahen Osten zu thematisieren und zu verhindern, dass sich Hassgefühle und Gewalt auch im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof ausbreiteten. Schulen dürften und sollten niemals ein Ort sein, an dem religiöse Konflikte ausgetragen würden, sagte Lorz.
Um alle Lehrerinnen und Lehrer in der Thematisierung der aktuellen Lage im Nahen Osten zu unterstützen, hat das Hessische Kultusministerium ein umfangreiches Unterstützungspaket mit Hilfen für den Unterricht und den Umgang mit Antisemitismus und möglicherweise auftretenden Konflikten zusammengestellt, das laufend aktualisiert wird. Zudem erhalten die Lehrkräfte Anleitungen zur psychologischen und emotionalen Unterstützung der Kinder und Jugendlichen. Darüber hinaus fördert und unterstützt das Kultusministerium eine Vielzahl von Programmen und Projekten zur Antisemitismusprävention und -intervention im Unterricht. Dies sind Schulpartnerschaften, Lehrerfortbildungen, Beratungsangebote und Workshops für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler.