„Themen machen nicht an Ländergrenzen Halt. Und es gibt Themen, für die es gemeinsamer Anstrengungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger bedarf. Hessen und Nordrhein-Westfalen sind zwei starke Länder in Deutschland. Vieles geht zusammen einfach besser“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein. Ministerpräsident Hendrik Wüst ergänzte: „Nordrhein-Westfalen und Hessen teilen nicht nur 270 Kilometer Landesgrenze, wir sind auch lebenswerte Heimat und wirtschaftlich starke Player im Herzen Europas. Uns bewegen ähnliche Themen und Herausforderungen, wir teilen die gleichen Werte und Ziele. Daher hat unsere Partnerschaft, die wir vertiefen wollen, enormes Potential.“
In der Nähe von Willingen besuchten die beiden Regierungschefs zunächst die längste Hängebrücke Deutschlands, den „Skywalk“. Im Anschluss wanderten sie zusammen mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Tourismus, Land- und Forstwirtschaft und Sport sechs Kilometer durch das Naturschutzgebiet Niedersfelder Hochheide. Im Fokus stand der Austausch zu den genannten Themen, die im Grenzgebiet von Nordrhein-Westfalen und Hessen mit großen bewaldeten Flächen und den Wintersportstandorten Winterberg und Willingen eine herausgehobene Rolle spielen. Dabei wurden sie von Journalistinnen und Journalisten aus beiden Bundesländern begleitet.
Tourismus
„Winterberg und Willingen bilden eine Modellregion des Tourismus, die deutlich macht, weshalb der innerdeutsche Tourismus nicht erst seit der Pandemie wieder anzieht. Das Sauerland punktet hier in Sachen Nachhaltigkeit und Outdoor-Angeboten gemeinsam mit der Region Siegen-Wittgenstein und Nordhessen. Mit der Landestourismusstrategie fördern wir die Digitalisierung im Tourismus und die Verzahnung der Branche mit der Standortentwicklung. Gleichzeitig müssen wir die Branche stärker bei den Herausforderungen unterstützen, vor denen sie steht. Auch im Tourismus und besonders im Gastgewerbe ist der Fachkräftemangel erheblich. Die Fachkräftesicherung ist deshalb ein Schwerpunkt unserer Politik“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Der neue Skywalk in Willingen ist ein weiterer attraktiver Baustein für die starke Tourismusbranche im Grenzgebiet zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen. Mit einem Schwerpunkt auf Outdoor-Aktivitäten ist der Tourismus in der Region nachhaltig und grenzübergreifend. In beiden Ländern ist Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
„Es lohnt sich, hier zu leben, und es lohnt sich erst recht, hier Urlaub zu machen. Damit wir solch attraktive Hot Spots wie Willingen in Hessen erhalten, fördert das Land sie durch Unterstützungsprogramme unter anderem in den Bereichen Sport, Tourismus und ländlicher Raum“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein und ergänzte: „Wintersport, Wandern, Mountainbiking und Natur erleben – all das geht in Willingen. Das wissen die Menschen. Nicht ohne Grund hat Willingen die höchste Tourismusintensität in Hessen. Waldeck-Frankenberg ist mit mehr als drei Millionen Übernachtungen der tourismusstärkste Landkreis Hessens. Das spricht für sich.“
Wald und Forstwirtschaft
Sowohl im flächenmäßig größten Landkreis Hessens, Waldeck-Frankenberg, als auch im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis spielen die Forstwirtschaft und die Nutzfunktion des Waldes eine bedeutende Rolle. Im Einzugsbereich der Wanderroute der Ministerpräsidenten liegen zwei der größten Abnehmer von Holz aus hessischen und nordrhein-westfälischen Wäldern. Sturm, Trockenheit und die Hitze der letzten Jahre haben auch in dieser Region massive Waldschäden verursacht.
„Angesichts von Herausforderungen wie Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall ist eine Unterstützung für uns als Land Hessen selbstverständlich. Mit einem Zwölf-Punkte-Plan zum Erhalt der hessischen Wälder im Klimawandel kommen wir als Hessische Landesregierung unserer Verantwortung nach, um den Wald fit für die Zukunft zu machen“, sagte Rhein und ergänzte: „Mit 42 Prozent bewaldeter Landesfläche ist Hessen im Bundesvergleich Waldmeister – kein anderes Bundesland hat prozentual eine größere grüne Lunge als wir. Unseren Wald zu erhalten, ist unsere Pflicht. Das Land schafft dafür die Voraussetzungen, indem es zum Beispiel den Landesbetrieb mit Mitteln zur Aufforstung ausstattet und die privaten und kommunalen Waldbesitzer bei der Bewältigung der Folgen der Klimakrise unterstützt. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung steht im Fokus unseres Handelns.“ Rhein machte vor Ort klar: „Wir Hessen können den Wald nicht alleine retten, und deswegen ist der Austausch mit anderen Ländern, dem Bund, aber auch europäischen Ländern, essentiell. Nur gemeinsam werden wir Erfolg haben.“
In Nordrhein-Westfalen ist die Holzwirtschaft einer der großen Wirtschaftszweige. Rund neun Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe sind hier tätig. Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaften einen Umsatz von 42 Milliarden Euro. Dabei spielt der Klimaschutz für die Branche eine sehr wichtige Rolle: Der Beitrag der Forst- und Holzwirtschaft in Nordrhein-Westfalen zum Klimaschutz beläuft sich auf 18 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Unser Wald ist mehr als wichtiger Lebensraum, er ist Klimaschützer Nummer 1. Klimastabile Wälder sind das nachhaltigste Erbe, das wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen können. Die massiven Waldschäden der letzten Jahre sind ein akutes Alarmsignal und Folge des menschengemachten Klimawandels. Die Landesregierung unterstützt die Forstwirtschaft daher nach Kräften bei der Bewältigung der Waldschäden und der Wiederbewaldung. Allein in diesem Jahr stellen wir rund 70 Millionen Euro Fördermittel dafür bereit. Mit dem Fünf-Punkte-Sofortprogramm aus 2022 für den Wiederaufbau der Wälder unterstützen wir die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer mit insgesamt zehn Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre.“
Landwirtschaft
In Hessen wie in Nordrhein-Westfalen gibt es traditionell eine starke Landwirtschaft – Nordrhein-Westfalen ist das drittgrößte Agrarland der Republik. Ministerpräsident Boris Rhein und Ministerpräsident Hendrik Wüst betonten bei der Wanderung jeweils ihre Wertschätzung für die Landwirtinnen und Landwirte, die unter den Folgen des Klimawandels und steigenden Energiepreisen leiden.
Nach Ansicht von Ministerpräsident Boris Rhein erbringen die Landwirtinnen und Landwirte vielfältige Leistungen für die Gesellschaft. Dazu gehört vor allem die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln aus regionaler nachhaltiger Erzeugung. „Leistung muss sich lohnen und deswegen müssen die Landwirte bei ihrer Arbeit so viel verdienen, dass sie ihre Familie ernähren können”, sagte Ministerpräsident Boris Rhein und fügte hinzu: „Die weit überwiegend im Familienverbund geführten Betriebe sorgen für Wirtschaftskraft im ländlichen Raum und für eine vielseitige und gepflegte Kulturlandschaft. Das fördern wir als Land.“
Ministerpräsident Wüst: „Die Hälfte unserer Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt, die Hälfte der Einwohner in Nordrhein-Westfalen lebt im ländlichen Raum. Ich möchte, dass das so bleibt, dass Nordrhein-Westfalen auch in Zukunft Agrarland bleibt. Wir brauchen faire Konkurrenz und vergleichbare Wettbewerbsbedingungen in ganz Europa.“
Sport
Der Standort Winterberg/Willingen ist Bundesstützpunkt des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland für Bob, Rodeln und Skeleton und des Deutschen Skiverbandes für Ski Nordisch und Biathlon. Mit einer starken Sportinfrastruktur und Sportinternaten ist Winterberg/Willingen ein leistungsstarker Stützpunkt vom Nachwuchs- bis in den Spitzenbereich, der regelmäßig Spitzenathletinnen und -athleten hervorbringt, so zum Beispiel die drei Olympiasiegerinnen 2022 Laura Nolte, Deborah Levi und Hannah Neise, Weltmeister Stephan Leyhe, die vielfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin Petra Behle und Weltcupsieger Jochen Behle. Sowohl Hessen als auch Nordrhein-Westfalen hatten sich im vergangenen Jahr sehr für den Erhalt des Bundesstützpunktes Ski Nordisch eingesetzt, der seinen Sitz in Winterberg und Willingen hat und Teil der Olympiastützpunkte in Nordrhein-Westfalen und Hessen ist. Biathlon, Langlauf, Skisprung und Nordische Kombination werden hier mit Erfolg und auf hohem Niveau trainiert.