„Dank des einzigartigen wissenschaftlichen Erfolgs der Corona-Impfstoffe kehrt in vielen Teilen unserer Gesellschaft nach und nach wieder mehr Normalität ein. Diesen Schritt werden wir im neuen Schuljahr auch in unseren Schulen gehen, hinter denen Monate der Einschränkungen liegen“, erklärte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz heute in Wiesbaden. „Damit dies gelingt, setzen wir auf umfassende Hygienemaßnahmen wie die Präventionswochen zu Schuljahresbeginn sowie die Selbst- und Schnelltests. Erfreulicherweise ist zudem mittlerweile ein sehr großer Teil der Lehrkräfte vollständig geimpft. Als Land unterstützen wir die Schulträger außerdem umfassend dabei, die Hygienebedingungen im Klassenraum mit Luftfilteranlagen sowie die digitale Ausstattung vor Ort stetig zu verbessern. All dies lässt mich positiv auf die kommenden Wochen und das neue Schuljahr blicken.“
Das neue Schuljahr startet mit Präsenzunterricht in allen Schulen und Jahrgängen. Die neuste Anpassung des hessischen Eskalationskonzepts sieht vor, dass bei steigenden Inzidenzwerten keine Schulschließung und damit auch kein Distanz- oder Wechselunterricht mehr stattfinden wird. „Das ist eine vielversprechende Aussicht, die von Lehrkräften und Schülern aber weiterhin ein verantwortungsvolles Handeln erfordert. Daher beginnen wir zum Schulstart mit zwei Präventionswochen“, erläuterte Lorz. Die Präventionswochen sehen eine Erhöhung der Testfrequenz von zwei auf drei Tests pro Woche, eine Maskenpflicht (medizinische Maske) am Platz während des Unterrichts sowie eine dringende Empfehlung zum Tragen der Maske auch im Freien bei Einschulungsfeiern und vergleichbaren Schulveranstaltungen vor.
Impfen bestes Mittel für sicheren und geregelten Unterricht
In der vergangenen Woche hat die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut eine Empfehlung zum Impfen von Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren ausgesprochen. „Ich begrüße diese Entscheidung sehr, hilft sie uns doch ungemein, den Schulalltag noch sicherer zu gestalten“, unterstrich der Minister. Jede zusätzliche Impfung in dieser Altersgruppe helfe den Schulen. „Wir sollten uns jedoch immer wieder bewusstmachen, dass nach einhelliger Auffassung der Wissenschaft Unterricht in den Schulen dann am sichersten ist, wenn sich möglichst viele Erwachsene impfen lassen und so eine Übertragung des Virus auf Kinder und Jugendliche erschweren.“ Hier gebe es noch immer viel Luft nach oben, so der Minister. „Daher rufe ich alle Eltern und Erziehungsberechtigten auf, die vielfältigen Impfangebote zu nutzen und auch mit ihren Kindern über die Vorteile der Impfung zu sprechen.“ Alle Impfzentren böten derzeit ohne Termin Impfungen an. Ergänzend werde es spezielle, von den Schulämtern unterstützte Impfangebote für Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Kommunen vor Ort geben. Hinzu kämen die niedergelassenen Ärzte und Kinderärzte, die vor Ort unkompliziert Impftermine ermöglichten.
Schüler-Testheft bringt Erleichterungen in Schule und Alltag
Für mehr Erleichterungen in Schule und Alltag gibt es für alle Schülerinnen und Schüler zum Schuljahresstart ein so genanntes Testheft, mit dem sie sich die Durchführung eines Antigen-Selbsttests und die regelmäßige Teilnahme am verbindlichen Schutzkonzept der Schule bescheinigen lassen können. Die Vorlage des Testhefts in Kombination mit einem Schülerausweis, Kinderreisepass oder Personalausweis ersetzt für ungeimpfte und nicht-genesene Kinder und Jugendliche den negativen Testnachweis einer zertifizierten Teststelle und kann in ganz Hessen zum Beispiel beim Besuch eines Kinos oder Restaurants genutzt werden. Wer das Heft regelmäßig und aktuell führt, gilt jederzeit als negativ getestet. Die Nutzung des Testhefts ist für alle Schülerinnen und Schüler freiwillig.
Gesamtschülerzahl steigt, mehr Einschulungen
Im neuen Schuljahr steigt die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler um rund 1.500 auf 761.500 und die der Erstklässlerinnen und Erstklässler um rund 1.700 auf 57.300. Hessens Schülerinnen und Schüler werden an insgesamt 1.806 öffentlichen Schulen (plus elf) unterrichtet, die Zahl der Lehrerstellen steigt auf 55.540. Größte Investitionsschwerpunkte sind der Ausbau der Ganztagsangebote, die Förderung der Bildungssprache im Rahmen der verpflichtenden Deutsch-Vorlaufkurse und die weitere Aufstockung der sozialpädagogischen Fachkräfte.
Mehr Lehrerstellen
Auch wenn der Lehrkräftebedarf an Grund-, Förder- und beruflichen Schulen gerade im Rhein-Main-Gebiet weiterhin hoch ist, sorgen die seit dem Jahr 2017 ergriffenen kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung landesweit betrachtet bereits für eine sukzessive Entspannung. Insbesondere die Programme zur Weiterqualifikation von Lehrkräften für den Einsatz in anderen Lehrämtern, verschiedene Quereinstiegsprogramme und die ersten Effekte der Ausweitung der Studienplätze – davon alleine 345 neue Plätze für das Grundschullehramt in Gießen, Kassel und Frankfurt sowie 135 in Gießen und Frankfurt für das Förderschullehramt – tragen im neuen Schuljahr zu einer besseren Lage als zu Beginn der Legislaturperiode bei.
Förderprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“
„Um Schülerinnen und Schüler beim Aufholen verpassten Lernstoffs zu unterstützen, haben wir ein Förderprogramm mit breitgefächerten Angeboten für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht“, sagte der Minister. Für die Maßnahmen stehen mindestens 150 Millionen Euro aus Mitteln des Landes und des Bundes zur Verfügung. „Löwenstark – der BildungsKICK“ besteht unter anderem aus Förderkursen, einer individuellen Lernbegleitung im Unterricht, Hausaufgabenbetreuung, Online-Nachhilfe, Lerncamps, Angeboten der kulturellen Bildung, Bewegungsangeboten sowie sozialpädagogischer und psychologischer Unterstützung. Flankiert wird das Programm von einem dichten Netzwerk außerschulischer Kooperationspartner, mit denen bereits eine Vielzahl an Vereinbarungen getroffen wurde.
Konkret stellt das Land den Schulen ab diesem Schuljahr ein gesondertes Budget zur Verfügung, das speziell für Aufholmaßnahmen verausgabt werden kann. Die Höhe der Budgetzuweisung ist unter anderem abhängig von der Schülerzahl, der Schulform sowie der sozialen Lage. Kleine Schulen erhalten einen Mindestbetrag. Zusätzlich können die Schulen an zentral gesteuerten Maßnahmen teilnehmen, die separat finanziert werden.
„Löwenstark“ wird von Abiturientinnen und Abiturienten, Studierenden, pensionierten Lehrkräften, Lesepatinnen und Lesepaten, Fachpersonal der Stiftungen, Vereinen und Bildungsträgern sowie ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Auch Schulleitungen und Lehrkräfte erhalten in den kommenden Monaten zusätzliche Möglichkeiten zur personellen Unterstützung, für Fortbildungen, zur speziellen Beratung und zum Coaching. Daneben wurde die Schulpsychologie in allen Staatlichen Schulämtern zur psychosozialen Unterstützung der Schulen verstärkt.
Alleine in den Sommerferien haben bereits rund 43.000 Schülerinnen und Schüler von den digitalen und analogen Bausteinen von Löwenstark profitiert. „Veränderter Schulbetrieb, Unterrichtsausfall, Bewegungsmangel und fehlende soziale Kontakte sind gewaltige Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bewältigen können“, betonte der Minister. „Ich bin der festen Überzeugung, dass ‚Löwenstark‘ dazu einen entscheidenden Beitrag leisten und im kommenden Schuljahr seine volle Wirkung entfalten wird.“
Hessen baut die digitale Schule von morgen
Im Rahmen des Programms „Digitale Schule Hessen“ unternimmt das Land gemeinsam mit dem Bund und den Schulträgern erhebliche Anstrengungen, um den Schulen eine zeitgemäße digitale Ausstattung und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. 113 Millionen Euro wurden bisher aus dem Programm bewilligt. Eine Vielzahl weiterer Anträge wurde von den Schulträgern bis Ende des Jahres angekündigt.
Die Anbindungsquote der Schulen an gigabitfähiges Internet beträgt mittlerweile 71 Prozent (2019: 30 Prozent). Als eines der ersten Länder hat Hessen zudem damit begonnen, seine Schulen breitflächig mit Endgeräten für Lehrkräfte und bedürftige Schülerinnen und Schüler auszustatten. 50.000 Lehrerendgeräte wurden an die Schulträger ausgeliefert und 87.000 Endgeräte gingen bereits an bedürftige Kinder und Jugendliche. Im neuen Schuljahr werden außerdem voraussichtlich rund 700.000 Anwenderinnen und Anwender regelmäßig die Module und Funktionen des Schulportals Hessen nutzen, das in den vergangenen Monaten sukzessive eine noch leistungsfähigere technische Infrastruktur bekommen hat.
Zum neuen Schuljahr wird zudem eine mobile Digitalschule eingerichtet, die in Form eines „Digital-Trucks“ Grundschulen und Gemeinden in ganz Hessen besucht, um bei Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrkräften die Neugier an den vielfältigen Möglichkeiten der Digitalisierung zu wecken.
Maßnahmenpaket zur Deutschförderung in Schulen
Das Erlernen der Bildungssprache Deutsch ist der Schlüssel zu schulischem Erfolg und gesellschaftlicher Teilhabe. Deshalb nimmt die Stärkung bildungssprachlicher Kompetenzen eine zentrale Rolle im Koalitionsvertrag der Landesregierung ein. Um Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte noch besser beim Deutschlernen zu unterstützen, hat Hessen kurz vor den Ferien ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt, das ab dem neuen Schuljahr sukzessive umgesetzt wird.