Das IAB-Betriebspanel, eine Befragung von bundesweit über 16.000 Betrieben, ist seit Jahren eine unverzichtbare Datenquelle, die betriebliches Handeln nachvollziehbar abbildet. Der jetzt vorgelegte Gesamtbericht für das Jahr 2020 konzentriert sich auf die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die hessischen Betriebe.Schwerpunkte der Befragung im 2. Halbjahr 2020 waren:
- die wirtschaftliche Betroffenheit der Betriebe,
- die betrieblichen Veränderungen im Ausbildungsengagement und bei den Weiterbildungsaktivitäten,
- der Einsatz von Kurzarbeit sowie
- die Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen.
Mit 63 Prozent waren mehr als die Hälfte der hessischen Betriebe von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Maßnahmen zur Eindämmung machten sich besonders in den Sektoren Gastronomie, Tourismus und Einzelhandel bemerkbar, überdurchschnittlich stark bei den Sonstigen Dienstleistungen sowie in Handel und Reparatur. 51 Prozent der Betriebe dieser beiden Wirtschaftszweige rechneten für das Geschäftsjahr 2020 mit einem sinkenden Geschäftsvolumen (Durchschnitt in Hessen: 40 Prozent). Die Pandemie wirkte sich vor allem auf Nachfrage und Liquidität aus.
Weniger Ausbildungsabschlüsse, aber Übernahmequote weiterhin auf hohem Niveau
Insgesamt zögerten die Unternehmen beim Abschluss neuer Ausbildungsverträge. Die Übernahme von Absolventinnen und Absolventen aus dem eigenen Betrieb blieb aber ein wichtiges Instrument zur Fachkräftebindung. Die Übernahmequote ging nur leicht zurück und erreichte mit 70 Prozent den zweithöchsten Wert seit 2001.
Starker Rückgang der betrieblichen Weiterbildung
Nur noch knapp ein Drittel der hessischen Betriebe förderten im 1. Halbjahr 2020 Weiterbildungsmaßnahmen. Im Vorjahr hatte sich noch rund die Hälfte engagiert. Die Weiterbildungsquote halbierte sich auf 14 Prozent, unter anderem wegen der Vielzahl abgesagter Weiterbildungsmaßnahmen.
Kurzarbeit als wichtigstes Instrument zur Beschäftigungssicherung
Zur Kompensation der Nachfrageeinbrüche griffen viele Betriebe auf personalpolitische Maßnahmen zurück. Am häufigsten kam Kurzarbeit in den hessischen Betrieben zum Einsatz (37 Prozent). Vor allem Großbetriebe bauten verstärkt darauf. Etwa die Hälfte der Betriebe stockte das Kurzarbeitergeld für alle oder einen Teil ihrer Beschäftigten auf - von den Großbetrieben machten dies sogar 70 Prozent.Außerdem erfolgte häufig der Abbau von Plus- bzw. der Aufbau von Minusstunden (35 Prozent), wurden Arbeitszeiten (zeitweise) verkürzt (26 Prozent), die Inanspruchnahme von Urlaub angeordnet (25 Prozent) und Personalaufstockungen zurückgestellt (21 Prozent).
Arbeitszeitkonten und Homeoffice prägen Corona-Pandemie
Arbeitszeitkonten und die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice bieten Möglichkeiten zur Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen. Jeder dritte hessische Betrieb bot dies seiner Belegschaft an. Zusätzlich gab es häufiger die Möglichkeit, längerfristige Arbeitszeitguthaben anzusparen, was insbesondere in wirtschaftlich negativ betroffenen Betrieben genutzt wurde. Während der Pandemie hat die Arbeit im Homeoffice einen starken Schub erhalten. Knapp ein Drittel (29 Prozent) aller hessischen Betriebe haben diese Möglichkeit erweitert oder neu eingeführt. Allerdings ermöglichte nur einer von fünf Kleinstbetrieben Homeoffice, während dies bei den mittelgroßen Betrieben zwei Drittel und von den Großbetrieben mehr als vier Fünftel umsetzten.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie der Europäischen Union - Europäischer Sozialfonds.