„Kultur ist nicht nur in Museen und Theatern zu finden, Kultur wird täglich von Menschen gelebt – so wie von Luzine Happel: Sie setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass das faszinierende Handwerk der Schwälmer Weißstickerei weiterlebt. Die Aufnahme ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes, die maßgeblich auf ihr Engagement zurückging, ist die Krönung dieser unermüdlichen Arbeit – und freut mich als Nordhessen besonders“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Mit der Ehrenurkunde für Kunst und Kultur ehre ich Luzine Happels unermüdliches Engagement dafür, dass die kulturelle Tradition der Handarbeit praktiziert und an künftige Generationen weitergegeben wird. So bleibt Brauchtum lebendig. Ich gratuliere herzlich zur Auszeichnung.“
Ausstellung zu Weißstickerei-Arbeiten
Luzine Happel, Jahrgang 1951, arbeitete erst als Fachlehrerin für Nadelarbeit, bevor sie in den 1990er Jahren zur Schwälmer Weißstickerei kam. Damals gab es sehr wenige Abbildungen der Muster; die meisten wurden auf Tüchern innerhalb der Familien weitergegeben. Luzine Happel begann mit der Recherche und veröffentlichte etliche Bücher zur Schwälmer Weißstickerei, auch in englischer und französischer Übersetzung. 2012 eröffnete sie eine Ausstellung zu Weißstickerei-Arbeiten in Eschwege, die man nach Absprache besuchen kann.
Die Schwälmer Weißstickerei verdankt ihren Namen der zwischen Kassel im Norden, Marburg im Südwesten und Bad Hersfeld im Osten gelegen Landschaft Schwalm. Sie entwickelte sich als Reaktion auf ein berühmtes sächsisches Vorbild: Die hauchzarte gestickte Dresdner Spitze, die der Aristokratie zugänglich war, faszinierte die Landfrauen so sehr, dass sie kreative Wege fanden, eine ähnliche Spitze zu fertigen. Dafür nutzten sie das Material, das sie hatten – groben Leinenstoff – und verwendeten wie beim Dresdner Vorbild eine Vielzahl an Stichen aus mehreren technisch anspruchsvollen Grundtechniken. Diese von Anfang ausgeübte Diversität macht die Schwälmer Weißstickerei zu einer einzigartigen, besonders variantenreichen Technik. Bis heute ist es nicht möglich, eine vergleichbare Spitze maschinell herzustellen.
Ehrenurkunde für Kunst und Kultur
Die Ehrenurkunde für Kunst und Kultur würdigt Personen und Einrichtungen für ihre Verdienste und ihr Engagement im Bereich aller Kunstsparten. Sie wird seit 1993 in unregelmäßigen Abständen für die Festigung und Weiterentwicklung der Kultur in Hessen überreicht. Die Entscheidung zur Verleihung der Ehrenurkunde für Kunst und Kultur trifft der Hessische Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.