Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Ministerpräsident Boris Rhein haben bei einer Gedenkstunde zum 50. Todestag von Oskar Schindler im Hessischen Landtag das außergewöhnliche Lebenswerk des deutschen Unternehmers während des Zweiten Weltkrieges gewürdigt und an dessen mutige Taten erinnert. Während des Holocausts rettete der Industrielle das Leben von mehr als 1.200 Jüdinnen und Juden, indem er sie in seinen Emaillewaren- und Munitionsbetrieben beschäftigte.
„Oskar Schindler war ein ganz gewöhnlicher Mensch, der in der Ausnahmesituation des Massenmordes an den europäischen Juden Außergewöhnliches vollbracht hat. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie Schindler hat er die Menschlichkeit in den dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte hochgehalten und Jüdinnen und Juden unter Einsatz seines Lebens geholfen, als andere sich an der Verfolgung und Vernichtung beteiligten, diese befürworteten oder duldeten, wegschauten oder diese zwar ablehnten, aber nichts dagegen unternahmen. Es waren keine politischen Ansichten oder theoretischen Überlegungen, die ihn zum Helfer werden ließen, sondern Mitleid und die Einsicht in das, was richtig ist“, sagte Landtagspräsidentin Astrid Wallmann bei der Gedenkstunde. An dieser nahmen auch die Generalkonsulin des Staates Israel, Talya Lador-Fresher, der ehemalige israelische Diplomat Avi Granot und der Publizist Prof. Dr. Dr. Michel Friedman teil.
Mutiger Einsatz für das Leben anderer
„Mehr als 1.200 Jüdinnen und Juden hat Oskar Schindler vor dem Holocaust gerettet. Er hat sein Leben eingesetzt, damit Menschen, die dem Tod geweiht waren, weiterleben konnten. Das ist praktizierte christliche Nächstenliebe. Oskar Schindler ist ein Vorbild für uns alle“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein und ergänzte: „Oskar Schindler stand für Zivilcourage und Menschlichkeit in einer Zeit, die von Unmenschlichkeit geprägt war. Sein unerschütterlicher Glaube an die Würde jedes einzelnen Menschen und sein mutiger Einsatz für das Leben anderer sind Werte, die bis heute von größter Bedeutung sind. Wir müssen sie angesichts der Herausforderungen unserer Zeit stärker denn je verteidigen.“ Handeln und nicht wegsehen – das müsse das Leitbild jedes Menschen sein. Rhein appellierte an die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen für die Bewahrung der Demokratie. „Die Lehren aus der Vergangenheit dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Wir müssen uns in einer Zeit, in der rechtsextremistische Kräfte mehr Zuspruch erhalten, weiterhin entschieden gegen Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung stellen.“
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der in Zwittau (heute Svitavy, Tschechische Republik) in Mähren im damaligen Österreich-Ungarn geborene Oskar Schindler eine Hälfte des Jahres zurückgezogen in einer Einzimmerwohnung am Bahnhof in Frankfurt am Main, die andere Hälfte des Jahres lebte er bei von ihm geretteten Juden in Jerusalem. An seinem ehemaligen Wohnhaus am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt am Main ist eine Gedenktafel angebracht.