Zwar wurde die NSDAP im November 1931 mit 27 von 70 Sitzen die stärkste Fraktion im Landesparlament, die demokratische Regierung des Volksstaates konnte sie aber nicht verdrängen. Dies geschah erst nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 mit dem „Gesetz über den Neuaufbau des Reiches“. Der Gauleiter der NSDAP in Hessen-Nassau wurde als Reichsstatthalter eingesetzt. Ihm oblag es, die Ministerien aufzulösen und in Verwaltungsabteilungen umzuwandeln. Die „Gleichschaltung“ und die Unterdrückung der demokratischen Parteien war damit vollzogen. Den Widerstandswillen konnten die Machthaber des Dritten Reiches freilich nicht vollständig brechen.
Aus der langen Reihe derjenigen, die ihrer politischen Überzeugung trotz Verfolgung treu blieben, ragen neben Wilhelm Leuschner Persönlichkeiten wie Heinrich Fulda, Ernst von Harnack, Theodor Haubach, Johanna Kirchner, Carlo Mierendorff, Adolf Reichwein und Ludwig Schwamb hervor. Für sie alle galt das Bekenntnis Wilhelm Leuschners, „dass wir sind, was wir waren“. Ihren Einsatz für ein demokratisches Deutschland bezahlten sie jedoch mit ihrem Leben. Ihr Geist und ihr Gedankengut standen aber Pate für das neue Hessen nach 1945.
Im Frühjahr 1945 drangen die alliierten Streitkräfte in Deutschland vor. Am 25. März besetzten amerikanische Truppen Darmstadt, am 28. März Wiesbaden und einen Tag später Frankfurt am Main. Am 4. April schließlich erreichten sie Kassel. Noch im gleichen Frühjahr wurden von der amerikanischen Militärregierung in Kassel und Wiesbaden neue Regierungspräsidenten ernannt. Gleichzeitig setzten die Amerikaner eine „Deutsche Regierung des Landes Hessen“ ein, die ihren Sitz in Darmstadt hatte. An ihrer Spitze stand Professor Ludwig Bergsträsser. Sie sollte die Tradition des ehemaligen Volksstaates Hessen fortführen.